Mein Weg als Selbstlernerin
Warum ich nähe, wie ich atme – und warum kein Abschluss der Welt mir das geben könnte, was ich auf meinem eigenen Weg gefunden habe.
Ich sage es ganz ehrlich:
Ich bin keine Modedesignerin mit Studium.
Ich habe keine textile Ausbildung.
Ich habe nicht irgendwo in einer Werkstatt gelernt oder Kurse besucht.
Ich bin Selbstlernerin.
Mit Herz.
Mit Händen.
Mit Gefühl.
Mit einer tiefen Liebe zu Stoffen, die eine Geschichte tragen.
Mein Weg ist nicht „klassisch“.
Aber er ist echt.
Und er ist meiner.
Wie alles begann _ mit einem Stoff, der mich gefunden hat
Bevor ich wusste, wie man richtig schneidet, bevor ich wusste, wie man versäubert, bevor ich wusste, was eine Nahtzugabe ist….. wusste ich eines:
Ich liebe Stoffe, die eine Geschichte erzählen.

Ich liebe:
- alte Tischdecken
- gehäkelte Bordüren
- handbedrucktes Leinen
- Baumwolle, die heute niemand mehr produziert
- Gobelin, der 50,80,100 Jahre alt ist
- Farben, die nicht industriell schreien, sondern atmen
- Fasern, die leben
- alte Spitze, jegliche Art von Spitze
Ich habe diese Stoffe gesehen, gefühlt, gehalten – und ich wusste:
Das wird mein Weg.
Selbstlernen bedeutet: Der Stoff ist mein Lehrer
Ich habe nie in einem Klassenzimmer gesessen.
Ich habe nie Prüfungen abgelegt.
Aber ich habe 1000 Stunden genäht.
Getrennt, ja, das gehört definitiv dazu.
Geflucht, wenn ich die gleiche Naht zum zweiten mal auftrennen muss.
Gelacht, weil ich den Stoff ein drittes mal falschrum zusammen genäht habe.
Getanzt, ja, weil es viel besser geklappt hat als gedacht.
Wieder genäht.
Wieder getrennt.
Und irgendwann gemerkt:
„Ich brauche kein Diplom.
Ich habe meine Hände.
Ich habe mein Herz.
Ich habe die Fähigkeit zu sehen, was andere wegwerfen.“
Das ist mehr Wert als jedes Blatt Papier.

Niemand hat mir gesagt, wie man Upcycling macht – ich wusste gar nicht was das ist. Ich machte aus Altem was Neues – – heute weiss ich, das ist Upcycling.
Wenn ich ein altes Stück Stoff in der Hand halte, spüre ich:
- seine Vergangenheit
- seine Zeit
- seine Erinnerungen
- seine Handarbeit, oft von Frauen, die inzwischen nicht mehr auf dieser Welt sind
Und dann beginnt etwas, das man nicht lernen kann.
Etwas, das man nur fühlen kann:
Der Stoff sagt mir, was er werden möchte.
Ein Mantel?
Eine Tasche?
Ein Spirit Belt?
Ein Kunstwerk zum Tragen?
Das ist mein Talent.
Meine Sprache.
Mein Geschenk.

Selbstlernerin heißt: Freiheit, Mut und Verantwortung
Ich habe mir alles selbst beigebracht:
- Wie man Vintage Stoffe wäscht
- Wie man empfindliche Fasern rettet
- Wie man Applikationen aus Stoffresten baut
- Wie man Schnittmuster selbst entwickelt
- Wie man eine Jacke neu konstruiert
- Wie man einen Spirit Belt plant
- Wie man aus Nichts etwas macht
Und weil ich keine Regeln im Kopf hatte, habe ich meine eigene entwickelt.
Das ist Freiheit
Das ist Kreativität.
Das ist Zeitlos.

Und ja – ich habe jedes Recht, über diese Schätze zu sprechen
Viele glauben, man braucht einen Abschluss, um Wissen zu teilen.
Aber das stimmt nicht.
Wissen entsteht nicht nur im Studium.
Wissen entsteht:
- durch Arbeiten
- durch das Interesse
- durch Anfassen
- durch Fehler
- durch Leidenschaft
- durch Erfahrung
- durch Jahre voller kleiner Erkenntnisse
Ich kenne meine Stoffe besser als manche, die darüber Bücher schreiben.
Weil ich sie in der Hand habe.
Weil ich mit Ihnen lebe.
Weil ich mit Ihnen arbeite.
Ich rede über Vintage weil ich Vintage erlebe.

Was mich antreibt: Die Vergangenheit bewahren und in die Gegenwart tragen
Ich glaube tief daran, dass:
- Stoffe Erinnerungen tragen
- Stoffe Gefühle wecken, wie auch ein Song das auslösen kann
- Stoffe Geschichten erzählen
- Stoffe eine Seele haben
Und genau deshalb mache ich das, was ich mache. Ich fühle mich durch jeden Vintage Stoff den ich finde, der mein Herz berührt, meiner Oma so nahe. Sie liebte Blumen, die wahren, echten und als Kleidung. Ihr Kopftuch war immer mit bunten Blumen. Ohh und ihre Schürze, immer Bunt, immer Blumen.
Ich möchte, dass jemand ein Stück von mir trägt und sagt:
„Dieses kleine Stück Stoff, genau dieses, erinnert mich an mein Schönstes Hütten Erlebnis.“
„Aus genau diesem Stoff hatte ich früher ein Rock.“
„Das gibt`’s nicht, das sind die Gardinen von meiner Oma!“
Genau hier passt jetzt eine Geschichte rein:
Ich hatte mal ein Karton voller Alter Stoffe über Ebay bestellt, von einer jungen Dame, die meinte das ist das Material von meiner Oma. Und da sie nicht mehr lebte würde sie alles verkaufen wollen. Ich kaufte es. Es roch nach Alt und Keller. Aber Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen was für tolle alte Stoffe, Meterware, Stoffreste, Kissenbezüge und jetzt haltet euch fest, ein Rock. Selbstgenähter Baumwoll Rock, in knallrot mit weißen Blumen. Ich kann euch nicht sagen was ich gefühlt habe. Es war ein Rock für ein kleines Mädchen. Der Stoff sah aus wie NEU. Ich habe ihn verarbeitet, als Innenfutter für eine Jeans Tasche. Beim auftrennen der Nähte sah ich den Gummi, er war alt, sehr alt. Das heißt für mich, der Rock wurde Zig Mal gewaschen, behielt die Farbe und Struktur , der Gummi nicht. Alte Baumwolle, das größte Geschenk für meine Maschine und meine Hände.
Das ist mein Ziel.
Das ist meine Mission.
Ich bin Selbstlernerin – und stolz darauf
Ich habe keine Modeausbildung.
Aber ich habe eine Berufung
Ich Improvisiere nicht. Ich erschaffe.
Ich rate nicht. Ich fühle.
Ich kopiere nicht. Ich interpretiere.
Mein Weg ist ungewöhnlich.
Aber er ist wunderschön.
Und er ist ganz und gar Ich.
Zum Schluss:
Ich bin Selbstlernerin.
Mit Herz.
Mit Mut.
Mit einem Nähzimmer voller Schätze.
Mit Jahrzehntealten Stoffen, die ich retten darf.
Und dafür brauche ich keinen Abschluss.
Nur meine Hände.
Meine Augen.
Mein Gefühl.
Und meine Liebe zu dem was ich tue.

Zeitlos by Marija ist kein Projekt.
Es ist mein Weg.
Mein Zuhause.
Meine Kunst.
Fühl dich inspiriert, Marija

